„Mit 66 Jahren da fängt das Leben an, …“ sang Udo Jürgens. Gemünzt auf die aktuelle Saison, ändern wir Udos Welthit ab und singen „Mit 66 Spielen ist schon alles im Gang“. Na ja, es gibt besser Einstiege, aber „entscheidend is‘ auf‘m Platz“ (Alfred Preißler) oder für uns TT-Verrückte: „Entscheidend is‘ in ‘ner Box“. Schon besser, oder?!
Der Inhalt zählt und der ist wirklich berauschend gut, wenn man Fan vom TSV Rostock Süd ist. Viermal Erster, zweimal mit blütenreiner Weste und gleich 10 Teams (von 15) unter den Top 3. Das kann sich sehen lassen. Ach ja, und keiner auf einem Abstiegsrang. Süd-Herz, was willst du mehr. Einen Blick in die einzelnen Ligen, bitte. Okay, versuchen wir es …
… und fangen bei den Kleinsten an, der Stadtliga Jungen. Der Name der Liga ist nicht ganz passend, denn Mädchen und Jungen sowie U11 bis U17 können hier mitspielen. Nach zwei Partien rangiert Süd I auf dem zweiten Platz und hat dabei auch ohne ihren Besten, Carl Vincent Bethin, sehr gut ausgesehen. Der Fingerzeig in Richtung Herbstmeisterschaft wird bereits am Montag (14.10.) erfolgen, wenn der amtierende Meister, Hafen I, um Tanz bittet. Nur Mut, Mädels und Jungs.
Machen wir mit den „Knirpsen“ weiter. Auweia, das ist weit untertrieben, denn die Jugendweihe/Konfirmation haben Ronald Nguyen & Co. von Süd XIII schon genauso hinter sich wie die ersten Duftmarken bei den Erwachsenen in der 3. Stadtklasse. Hier gibt’s nichts zu meckern, sondern nur zu staunen. Fünf Spiele. Fünf Siege. Nur sechs Matches verloren. Mit makelloser Bilanz flitzen die Südler Richtung Halbzeit-Meister. Wir drücken weiterhin die Daumen. Da kann Süd XIV nicht ganz mithalten, verlor u.a. das interne Duell klar mit 0:10, hat sich in der Liga ohne Absteiger aber berappelt. Mit ausgeglichener Bilanz (4:4 Punkte) geht es nach der Länderspiel- und Ferienpause weiter. Mit Carl Vincent Bethin feierte ein weiterer Youngster in dieser Liga erste Siege (6:2). Bitte mehr davon.
Süd XII war vor der Saison schwer einzuschätzen, weil auch nicht unbedingt klar war, wer denn nun alles beim Aufsteiger in die 2. Stadtklasse spielen kann und würde. Aber das ist Geschichte. Alle haben Bock. Logisch, denn die Ergebnisse stimmen. Dem 9:9 zu Auftakt bei Rövershagen III folgte schon der erste Sieg für die bunte Truppe, die noch vor dem ersten Punktspiel auf ihre Kapitänin Helga Langschwager verzichten musste. Nach über fünfwöchiger Pause darf man gespannt sein, ob der Ringstaub schnell abgeschüttelt werden kann. Viel Zeit dafür gibt’s nicht, denn mit der HSG Uni I hat sich schon am kommenden Montag (14.10.) der Tabellenzweite angekündigt. Glück auf.
Während Süd XII aus Süd-Sicht ein Einzelkämpfer-Dasein pflegt, spielt in der 1. Stadtklasse vergleichsweise ein volles Orchester. Und wie? Süd IX, in der Vorsaison noch arg gebeutelt, und Süd X, ebenfalls in der letzten Spielzeit eher Mittelmaß, haben beachtliche Starts hingelegt. Beide Teams haben vier Siege bei einer Niederlage auf dem Konto und rangieren auf den Plätzen 3 und 4. Süd IX verlor das Spitzenspiel gegen den Vorjahreszweiten Lok III knapp mit 7:10 und hat in den bisherigen Wettkämpfen gar nicht mal mit dem maximal möglichen Personal aufgetrumpft. Vor allem in der Breite stimmt die Qualität. Mittendrin: Marion Geselle, zarte 71 Jahre, hat schon jetzt 11:6 Siege. Ach ja, die Liebe verleiht Flügel. :-) Marios Noppen-Crew ist ebenfalls ausgeglichen und mit dem „Star“ Mohamad Kasier einen starken Einser in den eigenen Reihen, der beim Spitzenduell gegen Lok III am kommenden Freitag (18.10.) wieder gefragt sein wird. Dagegen werden Aufstehmentalitäten beim Aufsteiger Süd XI wichtig. Nach dem geglückten Ligaauftakt (10:8 gg. Warnemünde II) hagelte es mitunter vier saftige Niederlagen. Das Gute daran oder darin: Jetzt geht’s nur noch gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte. Hier müssen aber jetzt Punkte her.
Und schon sind wir in der Stadtliga angekommen – eine komische Liga in dieser Saison, in der die vermeintlich Kleinen kräftig aufmucken. Wie z.B. Rövershagen, dass nach vier Spielen schon einen Punkt mehr geholt hat als in der gesamten Vorsaison. Unter anderem auch ein 9:9-Unentschieden gegen SL-Schwergewicht Süd VI (9:1 Punkte) – übrigens der erste Punktverlust für den derzeitig Tabellenersten. Hinter Dirk Hannemann, der bislang alles gewonnen (12:0 Siege) und dabei nur zwei Sätze abgegeben hat, reihen sich weitere Hochkaräter ein, die noch Luft nach oben haben oder gar pausieren mussten. Ganz klar: In Top-Besetzung ist Süd VI ein heißer Meisterschaftskandidat. Dahinter folgt schon mit 7:3 Punkten Süd VIII – ein Wiederholungstäter. Der Dritte der letzten Saison hat mit Scheurell / Creuznacher ein oberes Paarkreuz, das für mindestens sechs Punkte gut ist. Man darf gespannt sein, wie’s weitergeht. Das gilt auch für Süd VII, das mit zwei Niederlagen in den Derbys gestartet war, dann aber 5:1 Punkte erspielte. Der 7. Platz entspricht nicht den Vorstellungen des Meisters (5:5), der aber wie der Vize-Meister, Nord-West V (5:5) bislang noch nicht die Klasse der Vorsaison aufs Brett bringen konnte.
Die Bezirksliga Nordost ist auf nur acht Mannschaften geschrumpft, was den Terminkalender übersichtlich macht. Süd V hat bislang das gesamte Ergebnispaket von Sieg, Unentschieden und Niederlage ausprobiert und steht bei 3:3 Punkten. Gegen Emporkömmling Hafen I gab’s eine am Ende verdiente, wenn auch bittere 7:10-Niederlage im Stadtduell. An der Spitze thront Lalendorf/Wattmannshagen, das bislang wie das berühmte heiße Messer durch die Butter von Sieg zu Sieg eilt. Vorentscheidend für Süd V wird genau dieses Duell sein. Wenn es gelingt, dort die Top 4 an den Start zu bekommen, dürfte auch der Spitzenreiter ins Schwitzen gebracht werden.
Süd IV darf mit seinem Saisonstart in der Landesliga West zufrieden sein. Die einzige Niederlage aus den bisherigen drei Partien gab es beim Ligaprimus TTC Schwerin (5:10) und hier war trotz der Klarheit etwas drin. Mindestens genauso schwer wird das Heimspiel gegen Rühn II sein (So., 13.10.), das derzeit mit derselben Punktausbeute wie die Südler in der Tabelle dasteht (4:2). Der Verlierer muss abreißen lassen, aber keine Angst um den Abstieg haben.
Die Verbandsliga hat einen komischen Spielplan. Während beide Süd-Teams schon vier Partien gespielt haben, hat Wismar noch gar nicht ins Geschehen eingriffen. Dafür setzen Süd II und Süd III jetzt fünf Wochen aus bis zum nächsten Spiel. Der Glanz fehlt, aber die Punkte stimmen, könnte man das Fazit lauten lassen. Süd III führt die schiefe Tabelle mit 6:2 Punkten an, Süd II ist marginal schlechter (5:3). Da Wismar I und Rühn I hoch gehandelt werden und auch Parchim I bislang stark aufspielt (5:1), ist noch viel Rotation zu erwarten.
Im überregionalen Sportbereich gibt es bislang nichts zu meckern. Nur Siege! Sowohl für die 1. Damen in der Verbandsoberliga Nord als auch für die 1. Herren in der Oberliga Nord-Ost. So grüßen also die Süd-Mädels nach fünf erfolgreich gestalteten Punktspielen von der Spitze der Tabelle. Einen Anblick, an den man sich gewöhnen kann. Das dabei auch viel harte Arbeit steckte, war zu erwarten. Doch wenn es läuft, dann läuft’s. Immerhin sind Sandy Lingstädt (8:3), Sophia Scheel (7:5) und Lisa Schoknecht (8:3) unter den Top 10 der Liga zu finden. Die mannschaftliche Geschlossenheit spiegelt sich erst Recht in der Doppelbilanz wieder – alle Zehne könnte man hier sagen. Chapeau.
Da konnten die Herren von Süd I zwar nicht mithalten, aber in den bisherigen zwei Auswärtspartien gingen die Südler immer mit einer 2:1-Führung in die Einzelrunde, in der sie es den Damen gleich machten und mit einer siegaffinen Mannschaftsleistung zu glänzen wussten. Die dicken Brocken der Liga (Siek II und Hertha II) kommen zwar noch, aber für eine erste kleine Standortbestimmung waren die Siege bei gleichwertigen Gegnern in Kiel (9:6 gg. Eiche) und Preetz (9:5 gg. den TSV) gleichsam auch gut fürs Selbstvertrauen.
Bleibt nur zu sagen: Weiter so, Mädels! Weiter so, Jungs! Weiter so, Süd!
… und von den nächsten Spielen berichten wir dann wieder wie gehabt im Ein-Wochen-Rhythmus.
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Text: Ulrich Creuznacher
Titelfoto: Screenshot mytischtennis.de (11.10.2019)