Nachdem wir die letzten fünf Spiele nicht verloren hatten, wollten wir diese Serie bei den überraschend gut gestarteten Stralsundern natürlich fortsetzen. Die erste Hiobsbotschaft ereilte mich allerdings am Freitag als sich unsere Nummer 2, Micha, mit Angina abmeldete. Die zweite durften wir dann noch live miterleben, als wir beim Stand von 5:6 das 9:6 der Stralsunder über unsere Vierte bestaunen mussten. Das waren keine guten Vorzeichen aber wir wollten uns mit Ossi, Til, Acki, Spiegel, Andi und mir der Herausforderung stellen. Die Boddenstädter boten ihre Bestbesetzung auf und konnten ihre gewohnt starken Doppel aufbieten. Wir mussten durch den Wegfall von Micha etwas experimentieren und stellten neben den als Doppel noch ungeschlagenen Til und Acki als Doppel zwei, Ossi an meine Seite zum Doppel eins und Spiegel und Andi als dritte Doppelkombination auf.
Til und Acki durften nun gegen Janzon/Carls beweisen, dass sie auch gegen das gegnerische Doppel zwei bestehen können, was ihnen auch phasenweise gelang. Leider ging der erste knapp weg, sonst hätte es vielleicht 2:0 stehen können. Der Dritte und Vierte war dann doch sehr deutlich für die Gegner.
Ossi und ich brauchten etwas zum Warmwerden, da ich noch nie mit einem Abwehr-/Noppen-/Penholderspieler spielen durfte und er schon lange nicht mehr oder noch nie mit einem Linkshänder zusammen gespielt hat. Zum Glück fanden wir durch den Gewinn des zweiten Satzes etwas ins Spiel und sammelten die nötige Sicherheit, die uns hoffen ließ auch das 1:2 noch zu drehen. Im Vierten Satz rutschten mir dann ein paar Riesen raus, so dass wir moralisch gestärkt in den Entscheidungssatz gingen. Der lief weiterhin gut aber ausgeglichen. Dann hatte Ossi bei 9:7 einen Plan, der glückte und uns drei Matchbälle bescherte. Den zweiten konnten wir nutzen und so das 1:1 markieren.
Das dritte Doppel ging leider wenig spannend und sehr deutlich an die eingespielte Paarung Schubert/Solbrig. Da passte bei Spiegel/Andi nicht viel zusammen. Nach den Doppeln stand es mal wieder 1:2, wie schon zuletzt gegen Rühn.
Oben musste Ossi aufrücken und durfte gegen Einser Janzon sein Können beweisen. Wohl noch euphorisiert durch das Doppel startete er mit einem 11:2. Der Zweite ging knapp mit 10:12 weg. Die Wende? Nein, denn Janzons hohe Fehlerquote auf Ossis Noppe und dem Schnittwechsel brachten ihm die dritte Einzelniederlage des Tages und Ossi den überraschenden 3:1-Sieg.
Ich startete gegen Henschel wesentlich schlechter, verlor den ersten Satz mit 11:13 und konnte im Zweiten mit dem 12:10 den Zweisatzrückstand verhindern. Das gab mir Selbstvertrauen, welches mir dann anschließend das 3:1 brachte. Nun waren wir mit 3:2 vorne und gut im Spiel.
Dass es die Mitte schwer haben wird, wussten wir bereits vor dem Spiel. So bekam Til es direkt mit Carls zu tun. Trotz der Eingewöhnungsphase im Doppel auf dessen Noppe konnte Til den ersten Satz nicht mithalten. Im Zweiten profitierte er aber von vielen Fehlern und konnte knapp ausgleichen. Um so länger das Spiel ging, desto besser für Til, daher war der Satzverlust zum 1:2 schade und noch bitterer, als er dann im vierten Durchgang das 10:6 nicht nutzen konnte und zum 1:3 gratulieren musste.
Bei Acki lief es gegen Schubert ähnlich. Konnte er noch den ersten Satz gewinnen, verlor er den zweiten knapp. Den wichtigen dritten Satz musste er trotz Satzbällen mit 14:16 abgeben. Das schien ihn bis zum 4:8 im vierten Satz den Zahn gezogen aber er konnte mit einer Auszeit die Wende einleiten und sieben Punkte in Serie gewinnen. Diese Serie übertrug er in den fünften Satz, in dem dann bei 5:1 für Acki die Seiten gewechselt wurden. Leider war das nicht der letzte Wechsel, denn plötzlich wurde Schubert besser und so wechselte auch die Punkteführung, die Acki mit 8:11 quittieren musste. Schade, den Punkt hätten wir gerne entführt. Nun also ein 3:4.
Andi nun gegen Solbrig, der aktuell drittbester Spieler unten ist. Andi interessiert so was aber nicht und beginnt, wie man ihn kennt, furios. 11:6. Die Quote verließ ihn aber im zweiten Satz, ergo 7:11. Dieses Spielchen wiederholte sich in Reihenfolge und Zahlen und so musste der Entscheidungssatz her. Diesen gewann Andi kampfstark und verdient gemäß der Zahlenreihe mit 11:6. Wichtiger Punkt!
Spiegel sollte nun gegen Kähling wieder die Führung zurückerobern und begann konzentriert gegen den Linkshänder. Ein ums andere Mal erwischte Spiegel seinen Gegenüber gegen die Laufrichtung oder auf dem Körper, so dass zügig die 2:0-Satzführung zu Buche stand. Im Dritten häuften sich einige Fehler und auch das Abwehren von zwei Satzbällen zum 10:10 vermied nicht den Satzverlust. Der Vierte war wieder sehr ausgeglichen aber diesmal mit dem hauchdünnen 11:9 für unseren Blondschopf. 5:4 nach der ersten Einzelrunde. Die 1:2-Doppelbilanz war somit wieder korrigiert.
Jetzt hieß es oben nachwaschen und der eingeplante Punkt von mir gegen Janzon musste her. Das Spiel begann auch so wie die letzten Duelle. Gute Aufschläge brachten mir die klare Zweisatzführung. Auch im Dritten konnte ich lange führen bis mir hinten raus einige Fehler passierten. Diese Geschenke verwertete der Stralsunder Kapitän nicht nur zum Gewinn des Anschlusssatzes, sondern gaben ihm noch zusätzlich Selbstvertrauen. Auch die Aufschlagannahme wurde immer besser, so dass sich ein enger vierter Satz entwickelte. In diesem konnte ich zum Glück die Big Points machen und hocherfreut das 3:1 erzielen.
Ossi spielte zeitgleich gegen den jungen Henschel. Nicht nur er hoffte auf eine Noppenanfälligkeit des Stralsunders, aber wir wurden alle enttäuscht. Souverän gewann der selbstsichere Stralsunder den ersten Satz. Etwas Übermut und Unkonzentriertheit nutzte Ossi zum Satzausgleich aus. Jetzt war er im Spiel. Henschel brauchte etwas Zeit, um sich wieder zu fangen, gab den Dritten zu 2 ab, um den Vierten mit 11:3 zu gewinnen. Oha, hier hätte ich nicht auf einen Sieger wetten wollen. Wahrscheinlich war es die Routine, wohl auch der inbrünstige Siegeswille oder auch die Aussicht auf die Unbeflecktheit der weißen Weste aber am Ende des fünften Satzes stand das 11:7 auf Ossis Seite. Wir alle ziehen unseren Hut, Herr Osmers! Der erste Punkt ist nicht mehr weit – 7:4.
Dieser Vorsprung sollte unserer Mitte etwas Druck nehmen und so spielte sie auch Acki gewann den ersten Satz knapp mit 12:10 gegen Carls und Til etwas souveräner mit 11:7 gegen Schubert. Wie abgesprochen ließen sich beide im zweiten Satz den Schneid abkaufen und nahmen deutlich den Satzausgleich hin. Im dritten Satz agierten beide wieder zielstrebiger, aber nur Acki konnte den Satzvorsprung erzielen. Til hingegen ließ bei 10:9 einen Satzball ungenutzt, ein Ärgernis was ihn auch im vierten Durchgang nicht an seine Leistungsgrenze brachte. Schade, heute nichts Zählbares für unseren Jüngsten. Acki ließ nach dem 2:1 nichts mehr anbrennen und stattdessen dem Gegner Zeit für Fehler. Er selbst setzte im entscheidenden Moment effektive Akzente. Sehr wichtiger Punkt, der uns das Unentschieden sicherte, welches ich vor dem Spiel unterschrieben hätte.
Mit dem 8:5 im Rücken und dem heute noch ungeschlagenen unteren Paarkreuz strebten wir nun aber nach dem nächsten Auswärtssieg. Beide Akteure begannen gleichzeitig ihre Spiele. Spiegel gegen Solbrig und Andi gegen Kähling. Unsere Hoffnungen ruhten auf Spiegel, der aber etwas unkonzentriert den ersten Satz mit 2:11 abgab. Im zweiten Satz lief es besser, aber er konnte sich keine Führung rausarbeiten. Das Ende bestimmte wieder der Stralsunder und mit seiner hohen Sicherheit fand er den Fehler öfter bei unseren Nummer 5. 8:11 und 0:2 nach Sätzen. Was war denn da los? Fragte sich wohl auch Spiegel, der mit seinen Toppis auch im dritten Satz nur selten zum Erfolg kam. Er pushte sich aber, spielte sicherer und konnte sich Satzbälle erarbeiten. Diese ließ er jedoch ungenutzt, genau wie die Chance, den ersten Matchball Solbrigs abzuwehren und somit ein für uns unfassbares 0:3.
Bei Andi lief es besser. Der Wille war da und das genügt manchmal auch gegen bessere Spieler die knappen Sätze zu gewinnen. So geschehen im Ersten mit 13:11. In den Folgesätzen fehlte etwas die Puste und auch Kimme und Korn waren nicht richtig justiert, so dass der 1:2-Satzrückstand vorlag. Andi bekam Spiegels Niederlage mit und durch die guten Coaching-Tipps von Acki fand er wieder zurück ins Spiel. Mit aller Kraft und Geduld hielt er dagegen und verdiente sich den Entscheidungssatz. Den konnte er im ersten Einzel noch gewinnen aber gegen die spielerische Sicherheit Kählings hatte er am Ende nichts mehr entgegensetzen. Leider ein 7:11.
8:7 = Abschlussdoppel
Jetzt musste das neu zusammen gewürfelte Duo Kindt/Osmers gegen Janzon/Carls die Überraschung landen oder sich ihre weiße Weste doch noch beschmutzen lassen. Heute fühlte ich mich aber wohl, einen Noppenexperten an meiner Seite zu wissen, der auf das unbequeme Noppenspiel von Carls reagieren konnte. So gingen wir mutig in das Spiel und schnell führten wir. Das war wichtig, denn wir wollten gleich aufzeigen, dass wir gewillt sind, zu gewinnen. Die hohe Satzführung verwandelten wir in ein 11:7 und gingen weiter konsequent in den nächsten Satz. Dieser war wieder ganz neu, da sich die Positionen und somit auch die Taktik änderten. Lange war der Satz ausgeglichen, aber ab dem 7:7 wurde nur noch für die Gegner umgeblättert. Satzausgleich! Im Dritten standen wir wieder besser, aber die Stralsunder ließen uns nicht wie zu Beginn davonziehen, so dass wir den Satz erst hauchdünn in der Verlängerung gewinnen konnten. Das sollte doch jetzt die Gegner gebrochen haben. Nix da, Janzon/Carls waren noch hoch motiviert das Spiel zu drehen. Mit viel Mut und geringer Fehlerquote verlangten sie uns alles ab. Nichtsdestotrotz erarbeiteten wir uns einige Matchbälle, aber etwas Pech und ein bisschen Unvermögen meinerseits brachten das 13:15 und verlängerten die Spannung in den alles entscheidenden letzten Satz des gesamten Punkspiels. Über die Stationen 2:0, 2:4 und 5:4 wechselten wir die Seiten. Große Ballwechsel, taktische Finessen und eine Atmosphäre zum Anfassen. Die kleine Führung war schnell weg, 5:6. Aber wir blieben dran. Beim 7:7 konnte Ossi die Returns auf meine Aufschläge offensiv verwerten und uns die 9:7-Führung bringen. Nun kam wieder der Plan aus dem ersten Doppel und erneut glückte er zum 10:7. Die Verkürzung auf 10:9 zwang uns, die Auszeit zu nehmen. Allen Theorien zum Trotz verzog Janzon Ossis kurzen Aufschlag und beendete das super spannende Doppel eines super spannenden Punkspiels. Die Freude der Mannschaft war riesig und ein Abschlussfoto hielt diesen Verdienst fest.
Wir können also nicht nur Nummer 3 und 5, sondern auch Nummer 2 und nicht eingespielte Doppel kompensieren. Diesmal gegen sehr starke Stralsunder, welche, wenn sie weiterhin so gut und mannschaftlich geschlossen aufspielen, anders als von vielen prophezeit, nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben werden. Die Überraschung auf unserer Seite war heute der Riese Ossi, der beide Einzel im fremden Paarkreuz gewinnen konnte und auch mit den Doppeln großen Anteil am Sieg hatte. Diesen Elan können wir hoffentlich in die letzten beiden Hinrunden-Auswärtspartien in Parchim und Schwerin mitnehmen und uns weiter oben in der Verbandsliga festbeißen.
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