Am ersten Adventswochenende war „die Wundertüte“ wieder auf Reisen. Am Samstag machten wir uns mit Alina, Melissa, Svenja und mir (Melli) auf den Weg nach Schleswig-Holstein. Uns empfing das sehr junge Team aus Trittau, das in der letzten Saison den Aufstieg in die Verbandsoberliga geschafft hatte.
Die Doppel starteten gut und ließen auf einen spannenden Mannschaftskampf hoffen. Svenja und Alina konnten gut mithalten und Melissa und ich gewannen unser zweites Doppel der Saison, wie gewohnt, im entscheidenden fünften Satz in der Verlängerung. Somit starteten wir mit dem Ausgleich in die Einzelpartien.
Hier musste sich Alina der gegnerischen Nummer 1, Sejla Fazlic, stellen, die zuvor schon in der zweiten Bundesliga aufschlug und sich mehrmals zur Norddeutschen Meisterin krönte. Mit Stolz blickten wir später auf die sechs Punkte, die sie in dem Spiel erringen konnte. Währenddessen kämpfte ich mit meinem „Nachwuchsspielerinnen-Trauma“ gegen die 15-jährige Emily Pfeifer. Nach zwei Sätzen, in denen ich ordentlich verhauen wurde, erinnerte ich mich an den Leitspruch eines tschechischen Freundes: „Machst du Topspin parallel, machst du Punkt“. Hat funktioniert. Zwei Punkte mehr für mich im fünften Satz und ich konnte jubeln. Trauma erneut überstanden.
In der Zwischenzeit lieferte sich Svenja einen engen Kampf mit der 17-jährigen Mirea Pfadt. Hier musste Svenja nach vier Sätzen gratulieren. Melissa nutzte ihre wachsende Erfahrung gegen das Trittauer Küken, Emily Voß (14 Jahre), und sicherte uns mit drei gewonnenen Sätzen den dritten Punkt. Somit gingen wir wieder mit dem Ausgleich in die nächste Einzelrunde.
Ich stellte mich der gut 400 Punkte stärkeren Nummer 1, die schon die italienische Nationalspielerin Gaia Monfardini bezwang und schlug mich erstaunlich gut. Das war vor allem an der Nervosität des Publikums zu spüren, das immer lauter wurde und an dem schwindenden Lächeln in Sejlas Gesicht. Beim Stand von 1:1 in Sätzen kam es zum dritten Mal in Folge zum 11:9, aber leider auf Trittaus Seite. Danach fand der Landestrainer Schleswig-Holsteins scheinbar die passende Taktik und der letzte Satz ging mit nur einem Punktgewinn flöten. Ich war trotzdem stolz, dass ich so schnelles Tischtennis spielen kann und dass meine Füße wehtaten. Das zeugte doch davon, dass sich das Beinarbeitstraining so langsam zu lohnen scheint. Am Nebentisch holte Alina ihren ersten Satz gegen die immer stärker spielende Emily Pfeifer. Dabei blieb es aber leider.
Hoffnung keimte aber wieder auf als Melissa gegen die Nummer 3 in Führung ging. Die Mama der Gegnerin und ich hüpften nebeneinanderher und fieberten mit. Am Ende musste Mama trösten und ich konnte unsere strahlende Siegerin aus der Box holen und Melissa erneut zu der vollen Punkteausbeute gratulieren. Svenja hatte die Chance, das Unentschieden zu holen, konnte aber gegen das Meistercoaching der Gegner nichts ausrichten und nur einen Satz klauen. Hauchzart, aber wirklich hauchzart sind wir am ersten Punkt für die Tabelle vorbeigeschrammt – Endstand: 6:4 für Trittau.
Der MVP des Spiels stand schnell fest: Mirsad Fazlic, Landestrainer des TTVSH. Nach dem Spiel kam er zu uns, um uns zu fragen, warum wir denn immer nur verlieren, wir seien doch gar nicht schlecht. Darauf hatten wir keine Antwort. Also lud er uns ein, im Sommer nach Schleswig-Holstein zu kommen und uns ein paar Tipps abzuholen. Das war unser persönlicher Sieg für diesen Tag, den wir beim Italiener ausklingen ließen.
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In der Nacht träumten 3 von 4 Spielerinnen, dass wir am Sonntag nicht nur punkten, sondern sogar den ersten Sieg holen würden! War das etwa eine Weissagung?
Die Doppel starteten wie am Vortag. Mit dem Unterschied, dass Alina und Svenja einen Satz mehr gewinnen konnten als am Vortag und Melissa und ich das Spiel nicht im Entscheidungssatz durchzitterten, sondern schon nach drei Sätzen jubeln konnten.
Die erste Runde im oberen Paarkreuz war dann besonders emotional. Während ich im fünften Satz zwei Matchbälle abwehrte, in meinem finalen Jubelschrei alle Spannung herausließ und erleichtert in Melissas Arme fiel, weinte Alina nach ihrem verlorenen Fünfsatz-Krimi an Svenjas Schulter. Mit diesen Emotionen schickten wir unser unteres Paarkreuz an die Tische.
Hier machten die Mädels kurzen Prozess und gewannen beide mit 3:0! Erstaunt konnte ich resümieren, dass wir mit 4:2 in Führung waren, wollte aber noch keine voreiligen Schlüsse ziehen. Im Duell der Einsen war ein Satz knapper als der nächste. Als ich bei einem Matchball meiner Gegnerin einfach einen Schupffehler machte, waren alle kurz verwirrt, wo wir uns doch zuvor die Topspins um die Ohren geschleudert hatten. Komisches Spiel. Auf der anderen Seite war Alina am Kämpfen und weinte nach dem Spiel erneut. Dieses Mal aber aus Erleichterung. Endlich ein Spiel gewonnen! Und das auch noch im oberen Paarkreuz! Ich hab´s ihr ja schon am Frühstückstisch prophezeit, aber sie konnte es erst glauben, als der letzte Ball gespielt war.
Wer gut aufgepasst hat, weiß: das war der fünfte Punkt. Wir konnten also etwas Zählbares für die Tabelle mitnehmen. Und zwei Spiele sollten noch kommen. War da noch mehr drin? JA!
Melissa hatte nur im ersten Satz das Nachsehen und spielte ihre Gegnerin dann an die Wand. Svenja machte es noch kürzer und schmerzloser und nach drei gewonnen Sätzen lagen wir uns in den Armen und ließen unser Maskottchen Quokki hochleben. 7:3 (in Worten: Sieben zu Drei) gegen Ohe! Unser lang ersehnter Sieg war endlich gekommen!!!
Vielleicht ist ja jetzt der Knoten geplatzt und macht die Tabelle auch etwas schmackhafter. Bereits am kommenden Wochenende werden wir herausfinden, wie’s weitergeht mit der Rostocker „Wundertüte“. Zu Gast werden die Damen von der Drittvertretung aus Poppenbüttel in unserer Süd-Arena zu begrüßen sein.
Wir freuen uns auf jeden, der uns unterstützt!
Eure Melli :)
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Text & Fotos: Melanie Plötz