Angesichts der Paarkreuzposition (oberes Paarkreuz Verbandsliga) war Rajko Grawert der Favorit bei den diesjährigen Stadtmeisterschaften. Auch die Elothek sah ihn mit fast 100 Punkten Vorsprung weit vorne (QTTS-Wert, Stand 24.10.2013: Grawert 2045, Grußendorf 1956, Schille 1941), aber ganz so einfach war es dann doch nicht mit dem ersten Titel in der Herren A Konkurrenz (Landesliga und höher). Aufgrund des großen Andrangs, sowohl in der A-Konkurrenz (14 Teilnehmer) als auch in der B-Konkurrenz (, Bezirksliga und tiefer, 19 Teilnehmer), entschied sich Turnierleiter Peter Kuchling die Gewinnsätze auf zwei zu reduzieren. Neben dem wenigen Platz, der den Südlern aber bekannt ist, kam aber die nicht zu unterschätzende mentale Komponente erschwerend hinzu.
In der Vorrunde absolvierte Grawert die Hürden Mathias Scheel (2:1) und Fabian Gläser (2:0) mehr oder weniger unproblematisch. Gegen Mannschaftskamerad Maik Weber setzte es dann eine überraschende 0:2-Niederlage. Das war semi-sensationell, aber ohne große Folgen für den Großen. Weber schied in der Vorrunde aus. Stattdessen nahm Grawert als Gruppenzweiter (!) den Sieg gegen den Gruppenersten Scheel mit in die die Endrunde. Perfektes Timing.
In den weiteren Gruppen setzten sich unter anderem Vorjahressieger Daniel Meier und Jan Sanmann durch. Sie ließen die Südler Eugen Schweitzer und Martin Lange hinter sich, jeweils im direkten Duell. Carsten Tesing und Marius Schille kamen aus der Fünfergruppe um Jörg Möller, Sven Roll und Ulrich Creuznacher heraus. Hauchdünn war die Entscheidung, denn Tesing, Möller und Schille hatten alle 3:1 Siege auf dem Konto, Tesing von allen Drei das beste Satzverhältnis (7:3). Dies war bei Schille und Möller identisch, sodass der direkte Vergleich herangezogen werden musste, den Schille für sich entschied (2:0).
Die Finalrunde begann zügig und Grawert zog seine Kreise, nicht überborden dominant, aber er zog sie. Tesing (2:0), Sanmann (2:1) und Meier (2:0) wurden in die Schranken gewiesen. Vor dem abschließenden Duell gegen Schille lag Grawert schier sicher in Front, hatte eine 4:0-Sieg- und 8:1-Satzbilanz. Als ärgster Verfolger war nur noch Nord-Wests Schille übriggeblieben, der zu diesem Zeitpunkt 3:1 Siege und 6:3 Sätze vorwies. Beide spielten einfach los, aber auf der Bank, vor allem der Statistiziosus Creuznacher rechnete aus, was wer wie leisten musste, um den Titel einzufahren:
a) Grawert wird Stadtmeister, wenn er gegen Schille gewinnt. Logisch
b) Grawert wird Stadtmeister, wenn er gegen Schille einen Satz gewinnt.
c) Schille wird Stadtmeister, wenn er 2:0 gegen Grawert gewinnt, da der dann bei Spiel (4:1) und -Satzgleichheit (8:3) der direkte Vergleich herangezogen wird.
Wie gesagt, hatte das keiner der beiden auf der Pfanne. Wer weiß, wie Grawert bei 9:10 im Ersten mental aufgetreten wäre. Er gewann den Satz mit 12:10 und das war auch gut so, denn den folgenden Zweiten gab er mit 8:11 ab. Hätte, wenn und aber… Im Dritten brach Grawert Schilles Widerstand früh, ließ nur 5 Punkte zu und behielt letztlich seine weiße Weste in der Endrunde. Am Ende ein klares Ergebnis, das aber nicht so klar zustande gekommen ist. Grawert freute sich über den Titel und die direkte Qualifikation für die Landesmeisterschaften 2014. Maik Weber gibt jetzt T-Shirts mit „Stadtmeisterbesieger“ in Druck.
Die Endrunde im Überblick:
1. Rajko Grawert, 5:0, 10:2
2. Marius Schille, 3:2, 7:5
3. Mathias Scheel, 3:2, 7:6
4. Carsten Tesing, 2:3, 5:6
5. Jan Sanmann, 1:4, 4:8
6. Daniel Meier, 1:4, 2:8
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Die B-Konkurrenz war nicht minder spannend. Lediglich das direkte Duell zwischen Süds Thorsten Gebhards und Eintrachts Steffen Wegner um die Stadtkrone gab es nicht zum Schluss der Endrunde. Hier gewann Wegner mit 2:0. Doch weil Wegners Mannschaftskollege Mirko Kahle sich heute als zu stark für Wegner erwies (1:2), wurde die Geschichte noch einmal spannend. Das Motto hieß: Immer 2:0 gewinnen. Dies gelang beiden sehr gut, wobei Gebhards viele körperliche Leiden über sich ergehen lassen musste. Zunächst teste er beim Einspielen welche Holzkomponente fester ist. Die des Schlägers oder die des Kopfes ;) Dann rammelte er sich die Knie fast malade bis als fragwürdige Krönung die Funktionstüchtigkeit des Handgelenks blitzartig wegfiel (vielleicht ein eingeklemmter Nerv). Letzteres passierte im letzten Spiel gegen Steven Köpcke. Gebhards führte 1:0 in den Sätzen als es bei ausgeglichenem Spielstand urplötzlich durch die Schlaghand schoss. Gebhards spielte mit höllischen Schmerzen weiter. Köpcke schlug insofern Kapital, dass er zunächst den Satzausgleich schaffte. Gebhards Leiden wurde nicht besser, wollte aufgeben, machte dann aber den Rückzug vom Rückzug und … gewann. Die Tapferkeitsmedaille des Tages hatte sich „Toto“ damit verdient, für die imaginäre Goldmedaille hätte letztlich auch ein 2:0-Sieg nicht gereicht, denn Wegner schlug Manfred Adam souverän mit 2:0.
Die Endrunde im Überblick:
1. Steffen Wegner, 6:1, 13:4
2. Thorsten Gebhards, 6:1, 12:5
3. Mirko Kahle, 4:3, 10:7
4. René Kasten, 4:3, 9:7
5. Steven Köpcke, 3:4, 7:9 *
6. Oliver Graewer, 3.4, 7:9 *
7. Manfred Adam, 2:5, 5:11
8. Alexander Borchert, 0:7, 3:14
* direkter Vergleich
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Alle Ergebnisse Herren A und B.