Südgeleitet, aber um eine größtmöglichste Objektivität bemüht, fällt es dem Autor diesmal schwer Letzteres gebührend zu erfüllen. Darum soll dieser Bericht über die Bezirksrangliste B Nordost der Herren von vornherein in der „Ich-Perspektive“ erzählt werden.
Samstag, 8:45 Uhr und doch war ich der erste Spieler in der Süd-Arena. Turnierbeginn war immerhin um 9:30 Uhr. Na ja, der Erste war ich nicht, wie mir Oberschiedsrichter Peter Kuchling und Turnierleiter Hilmar Dzyk berichteten. Rühns Andy Griepentrog irrte sich im Tag und stellte dann (noch vor mir fest) an der Halle fest, dass die Landesmannschaftsmeisterschaften der Senioren in der Altersklasse 40 erst einen Tag später stattfinden werden.
Mit Süd-Kollege Michael Jacob hatte ich einen guten Einspielpartner. Michael hatte mehrere Wochen keinen TT-Schläger in der Hand. Am Vortag war’s dann mal wieder so weit gewesen. Dabei gingen die Schuhe kaputt. So wurde noch kurz über die Obsoleszens des Schuhwerks und der allgemeinen Schnelllebigkeit von Schuhmodellen sinniert.
Kurz vor Turnierstart waren 11 Spieler eingetragen. Als letzte meldeten sich Stralsunds Karsten Janzon und Michael Carls spielbereit. Der heutige Chefchronist Hilmar rief zu Beginn wenig überraschend „Creuznacher vs. Jacob“ auf. Hier steckte noch viel Sand im Getriebe – bei beiden. Mit mehr Ruhe im Rückschlag hätte ich das hier wuppen können, aber ich entschied mich fast ausnahmslos für die „Alles-oder-Nichts-Variante“ und stellte damit meine Lernfähigkeit infrage. Michael gewann, wenn auch in den Sätzen knapp, mit 3:1.
Spiel 2 hatte ich gegen Sascha Hasse zu absolvieren, seines Zeichens Aufsteiger vom Gnoiener SV. Die Partie gestaltete sich leichter als gedacht, denn Sascha schlug sich selbst und erinnerte mich in seiner Außendarstellung auch irgendwie an meine früheren Tage (ab und zu kommen diese zwar wieder, aber nicht mehr so oft, also habe ich doch etwas gelernt :-D). Sascha also mit Rippel, Rappel, Rumpelstilzchen. Das konnte nicht gut gehen. Wenn mich nicht alles täuscht, endeten die Sätze zu 1, 2 und 4.
Die Reihenfolge der Duelle mit den beiden weiteren B-Aufsteigern, Steffen Wegner (SV Eintracht Rostock) und Marco Roos (SV Nord-West Rostock), kann ich nicht mehr exakt wiedergeben. Beide gingen über fünf Sätze, allerdings mit verschiedenen Spielverläufen. Ich glaube mich aber zu erinnern, dass Marco „zuerst dran war“. Gegen den „Roostocker“ ist’s immer eng und zuletzt hatte er immer die Nase vorn. Heute lief’s für mich zunächst wie am Schnürchen. Die beiden Auftaktsätze holte ich nahezu problemlos, dann schnappte er mir aber die nächsten zwei Sätze zu 10 und 9 weg. Hier und da half Fortuna, aber diese schwieg im Fünften, bzw. tauchte gleich komplett unter. 11:1 und 3:2 für mich.
Gegen Steffen rockte ich Satz eins bis zum 9:3, dann griff Steffens Gummiwandtaktik mehr und mehr. Auch weil er das Geschehen treffend verbalisierte: „Hey, Uli, du spielst mit meiner Taktik.“ (so oder so ähnlich). 11:9 für mich. Puh! Die Sätze zwei und drei verlor ich aber. Selbst die erfolgreichen Aufholjagden in diesen Sätzen (z.B. im 2. Satz von 2:8 auf 9:8!) ließ ich ungenutzt. Und so hätte es eigentlich kommen müssen, wie es zunächst auch kam. Denn auch im 4. Satz lag ich hinten. Bei 3:6 zückte ich die imaginäre T-Karte. Sie half zunächst weiß Gott nicht. Bei 9:6-Führung bekam Steffen den Sack nicht zu und ich bugsierte uns in den Entscheidungssatz. Hin und her ging’s und bei 9:7 nahm ich meine „zweite“ Auszeit. Da hatte ich die erste schon längst vergessen, so fokussiert war ich. Ich entschuldigte mich bei Steffen im Nachgang. Achso, ich gewann 11:7.
In der vierten Runde hatte ich spielfrei und traf dann nach ein paar Minuten Ruhe auf Karsten Janzon (SV Medizin Stralsund), der bei 8:7 für mich im Ersten glaubte, den Satz zu verlieren. Er selbst hatte da eine Dreipunktführung verspielt. Was der eine denkt und der andere tut sind immer noch zwei paar Schuhe und so gewann Karsten den Satz 11:8 und legte dann noch einmal nach. 0:2 gegen Karsten. Da meine Bilanz gegen ihn nicht wirklich die beste ist (hab ich schon mal gewonnen?), wurde die Hürde umso größer, aber irgendwie hatte ich nun das nötige Händchen und Karsten spielte bei meiner Taktikwahl nun besser mit. So setzte ich mich für mein Dafürhalten schon überraschend gegen Karsten durch.
Nach der Durchlüftungspause kam es zum allmählich zum Klassiker mutierenden Duell mit Michael Carls (SV Medizin Stralsund). Beim Qualifikationsturnier zur Landesmeisterschaft vor Wochen trafen wir auf einander und auch wenig später bei den Landesmeisterschaften selbst in der Vorrunde. Beide Male hatte der Langnoppenspezialist das eindeutig bessere Ende für sich gehabt. Doch diesmal hatte ich mein Händchen und keine Problem mit Michaels Aufschlägen. Trotzdem wurde die Partie erst im Fünften entschieden. Drei Matchbälle wollte Michael beim 10:7 nicht nutzen, na ja, ich glaube, er wollte schon, aber ich wollte nicht, dass er sie nutzt. Ich gewann in der Verlängerung. Ob es Michael tröstet, dass er mal wieder was auf unserer Webseite lesen kann, sei sein Geheimnis. ;) Eins war aber spätestens nach diesem Sieg auch mir klar: Da geht was. Aber immer vorsichtig mit den jungen Pferden.
Es folgte das Duell mit Jörg Möller (SV Nord-West Rostock). Im letzten Jahr gab ich ihm das Nachsehen. Wir beide hatten damals eine magere 3:7-Bilanz „erspielt“ (ich nach 0-5 oder so) und waren auch bei der Satzdifferenz gleich. Es zählte das direkte Duell und das hatte ich gewonnen (3:0). Bei den Stadtmeisterschaften zu Beginn der Saison verlor ich stattdessen 0:3. Welches Omen sollte nun zünden. Zuerst das schlechte, denn „Mölli“ schnappte mir den ersten Satz weg. Doch dann wendete sich das Blatt zu meinen Gunsten. Ich gab Jörg nur noch wenig Entfaltungsspielräume, blockte ihn aus und traf, wenn nötig mit dem Vorhand-Topspin zielgenau. Selbst ein 0:6-Rückstand im vierten Satz brachte mich nicht aus dem Konzept. Bei 10:7 hatte ich Matchball und gewann 3:1.
Auch gegen Nordost-Neuling Steffen Poll (SV Nord-West Rostock, durch seinen Wechsel von der BRL B Südost in die Nordost-Staffel eingestuft) rollte ich das Feld von hinten auf. In der Verlängerung holte ich mir noch den ersten Satz. Anschließend flutschte es und ich hatte nie das Gefühl, dass Ding in den Satz zu setzen. 3:0 für mich. Das Gefühl ließ mich auch hier nicht im Stich.
Zwei Spiele waren noch zu absolvieren und ich hatte erst ein Spiel verloren und auch wenn Peter Kuchling schon einige Spiele vorher sagte, dass ich „eigentlich schon durch wäre“, wollte ich auch die restlichen Partien gewinnen. Immerhin stand ja noch der Turniersieg zur Debatte. Wenn man schon mal in dieser Position ist, dann kann man doch auch… Dementsprechend motiviert ging ich an den Tisch. Es wartete Andreas Dudek. Ach ja, Andreas und ich. So weit ich zurückdenken kann, erinnere ich mich nur an Eines und zwar daran, dass wir IMMER alle Sätze ausspielen. So auch heute, wenn auch mit einem sehr merkwürdigen Spielverlauf. Andreas bekam die Pause nicht, war eingerostet. Der erste Satz ging 11:1 an mich. Dann kurz vor Beginn des zweiten Satzes ging ein lauter Schmerzensschrei durch die Halle. Holger Radloff (SV Nord-West Rostock) war umgeknickt. Alles pausierte, eilte herbei, half. Holger wurde versorgt (Tapeverband ums Sprunggelenk). Auch Andreas und ich nahmen danach wieder das Spiel auf. Doch auf einmal spielte nur noch mein Gegenüber. 11:3 und Satzausgleich. Dann sicherte sich Andreas auch noch den dritten Satz (11:9) und ich wusste nicht wie mir geschah. Das dachte dann auch Andreas, der in den folgenden beiden Sätzen sein Handwerk teilweise verlernt hatte. Unter anderem ging der fünfte Satz mit 11:3 an mich.
Zum Abschluss kreuzte ich mit Holger die Klingen. Ja, er spielte trotz eingeschränkter Beweglichkeit. Letztlich machte Holger sogar aus der Not eine Tugend, spielte tischnah und ich hatte weniger Zeit. Was im ersten Satz für mich noch wunderbar klappte, funktionierte dann in der Folge nicht mehr so prägnant. Zwar war hier und da Fortuna auf Holgers Seite, v.a. in den Satzendphasen, was zwar ärgerlich, aber nicht zu ändern ist. Ich hatte meine Chancen das Match 3:0 nach Hause zu bringen. Für Holger persönlich zahlten sich der Kampfgeist und das Durchhaltevermögen aus, denn mit seinem 3:1 über mich sprang er noch von der Schippe und hielt die Klasse. Ich hoffe auf schnelle Genesung, v.a. im Hinblick auf seinen bevorstehenden Winterurlaub.
Mit acht Siegen und zwei Niederlagen (26:17 Sätze), eine am Anfang und eine am Ende, landete ich auf dem zweiten Platz. Ein weiterer Beweis dafür, was passiert, wenn man statt alle Fünfsatzmatche zu verlieren diese gewinnt. Im Vorjahr verlor ich dreimal 2:3, diesmal gewann ich fünfmal 3:2 und schwups ist man in der oberen Turnierhälfte. In der BRL A ist die Luft dann dünner und nur mit einem gelungenen Tag wie an diesem Samstag, dem 15.2 im Jahr 2014, ein dortiges Bestehen möglich. Aber erst einmal: zurücklehnen und freuen.
Karsten Janzon gewann das Turnier (8-2 Siege) dank des weitaus besseren Satzverhältnisses (28:9 Sätze) und freute sich. Durfte er auch. Immerhin habe ich aber Eindrittel seiner verlorenen Sätze zu verantworten gehabt. :-D Weil Jörg Möller das direkte Duell gegen Michael Carls (3:2) gewann, wurde er Dritter und der Stralsunder Vierter. Süds zweiter Starter, der eher an meiner Stelle dort oben zu erwarten gewesen wäre, beendete das Turnier auf dem fünften Platz. Vielleicht reicht dieser sogar noch zum Aufstieg. Eine bessere Platzierung vermiestem ihm v.a. die Pleiten gegen Sascha Hasse (1:3) und Steffen Wegner (1:3).
Abgestiegen sind dagegen Steffen Poll (0-10), Marco Roos und Sascha Hasse (beide 4:6). Besonders für Debütant Hasse bitter, denn der Sechste (Steffen Wegner), Siebte (Holger Radloff) und Achte (Andreas Dudek) wiesen allesamt ebenfalls eine Bilanz von 4-6 auf. Allerdings hatte er, mit einer Ausnahme, wenn er verlor, hoch verloren, was selten zu einem guten Satzverhältnis führen kann.
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